Die Implantation spinaler Katheter und deren Anschluss an subkutan implantierte Pumpen oder an externe Pumpen wird seit mehreren Jahren praktiziert, ebenso die Stimulation der Hinterstränge des Rückenmarks über einen externen Stimulator oder einen implantierten Elektrostimulator.
Periphere Nerven können in ähnlicher Weise stimuliert werden. Um die Komplikationsraten dieser beiden Methoden zu analysieren darf ich auf die Anlage 5 verweisen. Hier findet sich eine schöne Zusammenfassung der Komplikationen, wobei betont werden muss, dass diese Arbeit sich mit den fest implantierten Elektroden und fest implantierten Kathetern beschäftigt, somit die Langzeitrisiken berücksichtigt werden, während der Multifunktionskatheter nur für eine kurze Zeit von 1 bis maximal 10 Tagen konzipiert wurde. Er minimiert somit die Gefahren dieser längerfristigen Infusionen und Stimulationstechniken, da er wiederum die Arbeitsgänge zusammenfasst. (Anlagen 9+10)
Bisher führte man bei Versagen sämtlicher therapeutischer Möglichkeiten eine Teststimulation des Rückenmarkes über circa 10 Tage durch. Bei Versagen dieser Teststimulation wurde eine erneute Punktion, das erneute Einlegen eines Katheters durchgeführt, um eine Testinfusion mit Opiaten oder sonstigen Analgetika im Epiduralisspinalraum durchzuführen und dann eventuell eine Dauerapplikation von Medikamenten über ein Pumpsystem durchzuführen. Hier sind wiederum mehrere Testpunktionen, das Einlegen einer Testelektrode über einige Zeit, welche aus der Haut herausgeführt wird, das Einlegen eines Testkatheters für einige Tage, welcher aus der Haut herausgeleitete wird, nötig.
Der Multifunktionskatheter erlaubt die einmalige Punktion, das einmalige Legen dieses Multifunktionssystems und in gleicher Sitzung wird getestet, ob die Stimulation wirkt, und das Medikament injiziert und die Wirkung des Medikamentes geprüft. Komplikationen wie Blutungen epidural, subkutan oder Infektionen subkutan oder epidural, Schäden im Bereich der nervalen Strukturen durch das Vorschieben der Katheter, der Nadel oder der Elektroden werden durch das Zusammenfassen der Prozeduren somit erheblich geringer sein.
Die Gefahr einer Blutung oder einer Hämatombildung subkutan oder epidural kann minimiert werden durch eine Gerinnungsanalyse präoperativ und durch das Vermeiden von Antikoagulanzia-Therapie prä- und postoperativ. Vermehrte Manipulationen und wiederholte Punktionen steigern das Risiko. Mit dem Multifunktionskatheter ist dies, wie oben schon erwähnt, geringer. Die Infektionen lassen sich durch eine aseptische Technik ebenfalls minimieren. Bei Vorhandensein von Hautinfekten, generalisierter Sepsis oder Infektionen verbietet sich selbstverständlich die Anwendung des Multifunktionskatheters wie auch aller anderen invasiver Methoden.
Epiduralabszesse und Meningitis treten natürlich häufiger bei langliegenden Elektroden und Kathetern auf. Das Ziel des Multifunktionskatheters ist aber eine kurze Liegezeit und die Durchführungen der diagnostischen therapeutischen Maßnahmen durch einen Zugang und durch ein System. Verletzungen des Dura, postpunktioneller Kopfschmerz, Liquorfisteln sind Komplikationen, welche sich auch mit dem Multifunktionskatheter nicht ausschließen lassen.
Lediglich durch die seltenere Anwendung und kürze Liegezeit des Systems ist die Gefahr geringer als bei den länger liegenden Systemen oder bei den multiplen diagnostischen und therapeutischen Punktionen. Auf jeden Fall ist die Gefahr nicht höher. Die Katheterspitze kann natürlich wie beim Racz-Katheter und wie bei den Elektroden knicken. Sie wird durch einen Führungsdraht versteift, die Spitze selbst ist weich und abgerundet.
Durch eine defizile Technik des Vorschiebens unter Röntgenkontrolle ist die Gefahr des Abscherens gering, und da es sich um einen Kunststoff handelt, ist lediglich beim Zurückziehen der Elektrode eine Gefahr im Bereich der Spitze der Führungskanüle existent. Hier könnte der Katheter abgeschert werden. Es wird daher befürwortet, die Führungskanüle durch ein Kunststoffröhrchen zu ersetzen. Die Manipulation am Katheter im Sinne von Vorschieben und Zurückziehen kann somit nicht zu einem Abschneiden des Katheters an der Spitze des Kunststoffröhrchens führen.
Theoretisch sind Komplikationen durch die injizierten Medikamente möglich. Dies kann jedoch dem Katheter nicht angelastet werden. Hier muss vom Betreiber in der Gebrauchsanweisung betont werden, dass nur Medikamente, welche für die Anwendung innerhalb des Wirbelkanales zugelassen sind, verwendet werden oder bei Verwendung neuerer Medikamente die entsprechende Vorsicht walten muss.